Die Stimmung steigt, die Natur explodiert, und beim einen oder der anderen spielen die Hormone verrückt. Klarer Fall: Es wird Frühling! Der Sommer wirft seine Schatten voraus und lässt Blogger im Überschwang der Gefühle zu den abgedroschensten Phrasen greifen. Egal – Wald, Wiesen und der Garten rufen, die Sonne will genossen, die Blumenpracht gegossen, das Gemüse gepflanzt werden.
Gibt es eigentlich Frühlings-, Sommer-, Garten- und Pflanzensongs? Na klar gibt es die, und zwar in Hülle und Fülle. Man denke nur an Summer Wine, Boys of Summer, Suddenly It’s Spring, Octopus‘ Garden, In-A-Gadda-Da-Vida, Every Rose Has Its Thorn…
Weil man endlich wieder keine Jacke mehr braucht und weil’s einfach Spaß macht, hier noch ein paar weitere Songbeispiele, mal mehr, mal weniger offensichtlich. Los geht’s mit dem amerikanischen Kinderlied The Garden Song, sehr nett in der Version von Country-Onkel John Denver. Zum Hingucker wird das Ganze, weil Mr. Denver – angekündigt als „one of the good guys in contemporary music“ – in der „Muppets Show“ gastiert:
Wer es etwas skurriler mag, schaut sich diesen schratigen Gitarren-Freak im Sonnenblumenmeer an – der Sunflower Song, ein kleines Instrumental- und Video-Juwel. Ganz am Ende singt er dann doch noch und begrüßt die Sonne:
Auch nicht schlecht: Der King of Rock’n’Roll, Elvis Presley, mit Spring Fever, hier in einer Szene aus dem Musikfilm Girl Happy. Nett: eine Gruppe autofahrender Jungs und drei autofahrende Mädels im Schnitt-Gegenschnitt-Verfahren. Alle sind im Frühlingsfieber – aber kriegen sie sich auch?
Dass man auch als sogenannter Diskursrocker Spaß an Gartenarbeit haben kann, unterstrichen Blumfeld einst mit Der Apfelmann – zur komletten Verwirrung zahlreicher Kritiker und Fans. „Ein Happysong für die dunklen Tage“, wie Herr Distelmeyer hier auf der Livebühne behauptet? Oder einfach nur die totale Verarschung?
Wieder in normalere Gefilde geht es mit dem Summer Dream von Electric Light Orchestra, auch das eine Liveversion. Immer noch ein toller Song:
Und wenn wir schon beim Sommer sind, dann darf ein aktuellerer Gassenhauer nicht fehlen: Summertime Sadness von Lana del Rey. Ok, die anfänglichen Hoffnungen der Hipstergemeinde hat die junge Amerikanerin längst enttäuscht, nicht zuletzt weil sie für Edelmarken modelt und Songs zu Autowerbespots beisteuert… Aber geht Summertime Sadness nicht trotzdem unter die Haut?
Morbide Sommergefühle wurden auch schon mit typisch britischem Touch besungen, und zwar von den Eurythmics. English Summer hießt der Titel, zu finden auf der kaum bekannten, aber wirklich starken ersten Eurythmics-LP In the Garden. Wiederntdecken lohnt sich. Das offizielle Video zu English Summer ist nicht verfügbar, aber es gibt zumindest den Song bei Youtube:
Zurück zum Frühling – hier kommt die letztes Jahr verstorbene Donna Summer(!) mit Spring Affair, einer Frühlingsliebe im Discogewand. Auch dieses Video ist nicht verfügbar, aber reinhören kann man unter:
Der Vater und die Mutter aller Gärten ist natürlich der Garten Eden – und den sollten wir weder durch Krieg noch Umweltverschmutzung zerstören, finden die New Riders of the Purple Sage. Recht haben sie ja… Garden of Eden findet sich bei Youtube als Liveversion mit zu vernachlässigendem Gesang, aber einer tollen Steel Guitar:
Gerne würde ich den Magic Garden von Dusty Springfield, Watch the Flowers Grow von den Four Seasons oder Kew Gardens von Ralph McTell anspielen, aber dazu findet sich kaum etwas Anschauliches auf den Videoportalen. Stattdessen stößt man auf Exzentriker wie Blixa Bargeld, der einst mit den Einstürzenden Neubauten ebenfalls einen Gartensong einspielte. Wer hätte das gedacht? Wichige Textzeile, frei übersetzt: Du findest mich im Garten, wenn es nicht in Strömen regent. Ah ja… Interessant, aber sicher nicht jedermanns Geschmack:
Das ließe sich endlos fortführen, muss aber nicht sein. Deshalb zum Schluss drei Songs außer Konkurrenz: Robert PLANT(!), Big Log (wunderschöne Stimmung), Boomerang von BLÜMCHEN(!) – hier schließt sich der Kreis zur Autoszene mit Elvis Presley – und Rose GARDEN(!) von Lynn Anderson: gruselige US-TV-Ästhetik aus der Steinzeit. Aber Lynn hat uns ja schließlich auch keinen Rosengarten versprochen…